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Es gibt auch ganz viel Wissen, das aktuell in Unternehmen und Organisationen gekapselt ist und damit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist – Interview mit Andreas Biberacher

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Wolf-Dieter Fiege
Titelmotiv des Blogartikels zum Thema: Peer-to-Peer RAG - Es gibt auch ganz viel Wissen, das aktuell in Unternehmen und Organisationen gekapselt ist und damit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist - Interview mit Andreas Bibracher
Wir sind hier auf dem CloudFest Hackathon 2025. Wer bist du?

Andreas Biberacher: Ich bin Andreas Bibracher.

Wie kommst du zum CloudFest Hackathon 2025

Andreas Biberacher: Das ist eine längere Geschichte. Das CloudFest kenne ich schon länger, denn ich komme selbst auch aus der Cloud-Sparte. Ich arbeite bei einem großen deutschen Unternehmen: T-Systems. Wir sind selbst Cloud-Anbieter, deswegen bin ich am Thema Cloud interessiert und habe mitbekommen, dass es hier einen Hackathon gibt.

Ich selbst bin ursprünglich Entwickler, aber in den letzten Jahren habe ich mich stärker in den Bereich Cloud-Architektur entwickelt. Trotzdem schlägt in mir noch immer das Entwicklerherz und der Hackathon bietet eine gute Gelegenheit, das in die Tat umzusetzen und auch den Community-Gedanken weiter voranzubringen.

Was sind für dich die wesentlichen Skills, um an einem Hackathon teilzunehmen?

Andreas Biberacher: Zunächst einmal möchte ich sagen: Es gibt nicht den einen Skill. Beim Hackathon ist es wichtig, ganz verschiedene Skills in einem Team zu vereinen und auch flexibel zu sein. Konkret heißt das nicht: Ich kann diese Programmiersprache und das wars, sondern es geht darüber hinaus. Ich kann programmieren. Ich kann auch koordinieren. Ich kann auch präsentieren, denn am Ende eines Hackathons gibt es ein Ergebnis, das wiederum wieder in die Community zurückgetragen werden muss.

Das eine sind diese 3-Tage, die wir hier aktiv am coden sind, aber die Projekte sind Open-Source, deshalb steht der Community-Gedanke im Vordergrund.

Bei einem Hackathon geht es auch darum, dass die Projekte über den Hackathon hinaus weiterentwickelt werden und der Community einen Mehrwert stiften. Deshalb ist es ein wichtiger Aspekt, zu schauen, wie das Projekt später wieder zurück in die Community getragen werden kann. Es geht also nicht nur um technische Skills, sondern auch um viele andere Skills. Auch Marketing-Skills sind da wichtig.

Du arbeitest hier auf dem Hackathon an einem konkreten Projekt, deshalb zuerst einmal die Frage: Wie wählst du aus, an welchem Projekt du teilnehmen möchtest?

Andreas Biberacher: Das ist eine gute Frage. Natürlich hat man immer seine Feld, wo es Berührungspunkte gibt. Mich reizen auf einem Hackathon aber vor allem die Themen, mit denen ich zuvor eher wenig Berührungspunkte hatte oder wo ich denke: Oh, das ist interessant.

Was mache ich? Ich schaue mir zuerst die Themen an. Die eingereichten Projekte gibt es ja auf der Hackathon-Page. Dann identifiziere ich 2 – 3 Themen, die für mich interessant sind und spreche mit dem Team-Leads darüber.  Was soll das Ziel sein? Gibt es ein Ziel, das über den Hackathon hinausgehen soll? Für mich ist wichtig, dass das Projekt nicht nur hier im isolierten Raum stattfindet, sondern danach auch weiter vorangetrieben wird. Am Ende muss man auf sein Bauchgefühl hören, was das richtige Projekt ist.

An welchem Projekt arbeitest du konkret?

Andreas Biberacher: Wir arbeiten an einem Projekt, bei dem es um ein Peer-to-Peer RAG geht (weitere Informationen dazu unter Peer-to-Peer Federated RAG Framework. Es geht darum, wie man im KI-Umfeld einen effizienten Zugriff auf und die Generierung von Informationen aus verschiedenen Domänen haben kann, um einem Language Model den richtigen Kontext mitzugeben, damit dieses gute Antworten liefern kann.

Es gibt die klassischen KI-Modelle, die wir vielleicht alle kennen, wie Open AI oder OpenLLaMA. Aber es gibt auch ganz viel Wissen, das aktuell in Unternehmen und Organisationen gekapselt ist und damit nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Unsere Idee ist es, dieses Wissen dezentral miteinander zu verbinden und so Knowledge-Sharing zu betreiben und das zwischen ganz vielen verschiedenen Einheiten.

Spielt AI dabei eine große Rolle?

Andreas Biberacher: Genau, AI ist quasi das Gesamtkonstrukt. Unser Fokus ist es, einer AI alle Daten bereitstellen zu können, damit diese eine möglichst gute Antwort erstellen kann. Es geht um das Thema Kontext. Eine möglichst gute Antwort benötigt – insbesondere, wenn es um Informationen geht, die nicht auf Webseiten verfügbar sind - ein Wissen, wie es zum Beispiel das Nischenwissen im Pharmabereich darstellt. Oder ein Nischenwissen im Handwerksbereich, wo z.B. wenig digitalisiert ist. Viele Informationen  liegen dort in Form von PDFs vor, aber nur das Unternehmen selbst hat dieses Wissen. Unser Projekt bietet die Möglichkeit, dieses Wissen in ein Netzwerk einzuspeisen und dann an alle Teilnehmer zu verteilen.

Werden diese Informationen automatisch eingelesen oder müssen sie im Peer-to-Peer RAG „händisch“ hinterlegt werden?

Andreas Biberacher: Das wird automatisch eingelesen und dann über die Kanäle distribuiert. Wenn ich als User eine Anfrage stelle, stellt das Programm fest, welche Anbieter zu meiner Frage passen. Aktuell haben wir eine Lösung, wo genau ein Datenanbieter identifiziert wird. Von diesem werden die Daten abgegriffen, durch die AI aufbereitet und dann als klassische Textausgabe ausgegeben. Die Inhalte können aber auch in ganz andere Ausgabeformate überführt werden. Die Antwort muss nicht als Text ausgegeben werden, sondern die Informationen können auch in ganz anderer Form genutzt werden.

Ist dieses Projekt auf dem CloudFest Hackathon entstanden oder gab es das Projekt schon und ihr habt es jetzt weiterentwickelt?

Andreas Biberacher: Nein, das Projekt ist auf dem CloudFest Hackathon entstanden. Die Idee dazu wurde zuvor von unseren Team-Leads gepiched und wir haben das Projekt während des Hackathons zum Leben erweckt.

Seid ihr mit dem Projekt - jetzt zum Ende des Hackathons - final durch oder wird das Projekt noch weiterentwickelt?

Andreas Biberacher: Wir haben jetzt eine erste Version, die lauffähig ist und  zeigt, dass das Konzept funktioniert. Jetzt gibt es natürlich noch viele Möglichkeiten, das Ganze weiter zu verbessern, das betrifft insbesondere das Angebot an Datenprovidern.

Aktuell wird nur ein Datenprovider ausgewählt. Aber je mehr Daten der AI zur Verfügung gestellt werden können, desto qualitativ besser werden die Antworten. Deshalb könnte man das Programm auch weiterentwickeln, sodass dem Programm mehrere Datenquellen angeboten werden können.

 Darüber hinaus gibt es noch ganz, ganz viele weitere Ideen, die wir erst einmal ausgeklammert haben, denn während des CloudFest Hackathons ging es erst einmal darum, das Konzept zu realisieren und das Projekt in die Open-Source-Community zu bringen und dort weiterzuentwickeln.

Was sind für dich als Entwickler bzw. Cloud-Architekt die wichtigsten Take-Aways, die du aus dem CloudFest Hackathon mitnimmst?

Andreas Biberacher: Ein wichtiges Learning ist die Arbeitsweise mit unterschiedlichen Leuten. Die Projektarbeit auf dem CloudFest Hackathon gibt einem viele Impulse, die man im normalen Arbeitsalltag nicht bekommt. Normalerweise arbeitet man in Projektteams oder hat sein persönliches Arbeitsumfeld. Da bekommt man vielleicht am Anfang interessante Impulse, aber mit der Zeit weiß man, wie die Kollegen und Kolleginnen arbeiten und hat auch für sich selbst etwas mitgenommen oder auch nicht. Hier beim CloudFest Hackathon trifft man auf unbekannte Leute, auf unbekannte und auch unkonventionelle Arbeitsweisen. Hier geht man nicht starr, sondern sehr flexibel an die Themen heran. Das führt auch dazu, dass man Ideen manchmal auch komplett wieder verwirft. Deswegen ist ein Hackathon super, um neue Impulse zu bekommen und im Nachhinein zu reflektieren: Gibt es etwas, das ich in meinen Arbeitsalltag mitnehmen kann?

Vielen Dank Andreas, für die interessanten Einblicke und noch viel Spaß auf dem CloudFest Hackathon.