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Mit unserem Plugin kann man mit seiner WordPress-Webseite im Fediverse kommunizieren – Interview mit Ralf Wichers

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Wolf-Dieter Fiege
Titelmotiv des Blogartikels zum Thema: Mit unserem Plugin kann man mit seiner WordPress-Webseite im Fediverse kommunizieren – Interview mit Ralf Wichers
Wir sind hier auf dem CloudFest Hackathon 2025. Wer bist du?

Ich bin Ralf Wichers. Ich bin WordPress-Entwickler und Berater für WooCommerce.

Was motiviert dich, an einem Hackathon teilzunehmen?

Es gibt ja verschiedene Formate von Hackathons, aber speziell den CloudFest Hackathon finde ich sehr spannend, denn es ist eine wilde Mischung aus verschiedenen Systemen und Programmiersprachen, die hier zusammenkommen, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten.

Viele Hackathons konzentrieren sich auf eine Sprache, ein CMS, aber hier kommt alles Mögliche zusammen: von Linux-Projekten bis zu WordPress, was meine Spezialität ist. Und alles dazwischen ist auch dabei. Das macht die spannende Mischung des CloudFest Hackathons aus.

Und das ermöglicht einen Austausch zwischen verschiedenen Sprachen und Entwicklern aus unterschiedlichen Sprachen …

Genau. Man lernt Programmierer aus anderen Bereichen auch mal auf einer persönlichen Ebene kennen. Der fachliche Austausch ist das eine.  Es findet ja viel statt und man kann auch viel bewegen, aber wenn man sich auf einer persönlichen Ebene kennt, kann man auch in Bezug auf das eine oder andere Ticket den Unterton etwas besser einschätzen. Denn ein geschriebenes Ticket ist immer sehr unpersönlich. Wenn man eine persönliche Ebene hat und dann fachlich zusammenarbeitet, macht das alles etwas schöner und einfacher.

Womit verdienst du dein Geld? Bist du angestellt oder arbeitest du freiberuflich?

Ich bin seit 15 Jahren selbstständig und entwickle WordPress-Projekte für mittelständische Unternehmen in Deutschland. Ich habe mich auf individuelle Entwicklungen und Anpassungen spezialisiert, das reicht von individuellen Theme-Entwicklungen bis zu Add-Ons. Als Berater kümmere ich mich auch darum, was der Kunde benötigt und wie man das lösen kann. Das ist mein Brot- und Buttergeschäft.

Was bringt dir der Besuch eines Hackathons? Was nimmt du für dich und für dein Business mit?

Für mein Business ist ein Hackathon gar nicht so relevant. Das ist eher mein persönliches Interesse. Ich möchte einen Blick in die Zukunft bekommen. Es geht darum, eine Vorstellung davon zu bekommen, wohin es geht. Es geht mir vor allem um den Austausch mit anderen Entwicklern und die Erweiterung meines Netzwerks, weniger darum, was die Teilnahme für mein Business bringt.

Was sind für dich die wichtigsten Skills, die man als Entwickler mitbringen sollte, wenn man an einem Hackathon teilnehmen möchte?

Für Entwickler allgemein ist eine hohe Frustrationstoleranz sehr wichtig, weil nicht alles gleich auf Anhieb funktioniert. Bei einem Hackathon muss sich das Team erst finden. Da die Teams größer sind, muss man am Anfang das ganze Team erst einmal zusammenrütteln. Da sind Social-Skills gefragt, um sich in kürzester Zeit in so ein Team einfinden zu können.

Es ist nie das perfekte Setup. Man muss darauf achten, dass jeder im Team seine Rolle findet. Ansonsten geht es darum, Spaß zu haben. Man sollte Lust daran habe, mit anderen für kurze Zeit zusammenzuarbeiten – auch wenn das ganze Projekt nicht immer fertig wird. Aber manchmal reicht ja auch ein Prototyp. Das muss man dann einfach mal raushauen können. Deshalb sollte man auch mal den Perfektionismus zu Hause lassen, denn es geht hier um Prototypen und Ideen, nicht um die perfekte Lösung.

Wie wählst du das Projekt aus, in das du dich einbringen möchtest?

Erstmal: das ist oft schwierig, weil es meist viele coole Projekte gibt. Aber irgendwann muss man sich entscheiden. Und bei mir ist es das, was mich am meisten interessiert, wie zum Beispiel das Fediverse-Projekt - Federated Community Events, an dem wir gerade arbeiten. Das Projekt ist nicht nur für mich, sondern auch für meine Kunden interessant. Da sehe ich es, dass sich in Zukunft entwickeln wird. Das ist aber nichts, was ich für eine Kunden in den nächsten Monaten umsetzen werde.

Kannst du etwas näher auf das Projekt eingehen? Worum geht es? Ihr habt bereits schon letztes Jahr gearbeitet. Baut das diesjährige Projekt auf diese Vorarbeit auf?

Es baut nicht direkt darauf auf, aber es geht bei beiden Projekten um WordPress und das Fediverse und wie man die beiden Systeme besser miteinander verbinden kann. Letztes Jahr haben wir daran gearbeitet, wie man am Fediverse teilnehmen kann. Bisher musste man dafür eine Mastodon-Instanz einrichten oder man musste sich unter einer Mastodon-Instanz einen Account einrichten. Wir haben damals ein Plugin entwickelt bzw. teilweise aus bestehenden Bestandteilen zusammengesetzt, das so gebaut ist, dass man WordPress installieren kann und mit diesem WordPress später seine eigene Instanz im Fediverse hat. Man kann mit jeder Mastodon-App kommunizieren, aber die Daten werden im eigenen WordPress gespeichert, also nicht mehr in einer Mastodon-Instanz, sondern in WordPress. Trotzdem kann man die Mastodon-Apps verwenden, um zu publizieren. Das ist praktische wie bei einem trojanischen Pferd. Man nutzt eine Mastodon-App, um in WordPress zu schreiben, aber trotzdem können alle Systeme miteinander kommunizieren.

Du sagst, die Daten werden dabei in der WordPress-Instanz gespeichert. Kann das zu Performance-Problemen führen?

Nein, das sind ganz normale Beiträge. Du nutzt zum Beispiel die Mastodon-App, um einen Feed zu schreiben, also einen kleinen Text (das ist eine kleine Datenmenge). Das wird dann veröffentlicht, wie ein ganz normaler Blog-Post auf deiner Seite.

Natürlich, wenn du auf einem sehr, sehr schlechten Hosting unterwegs bist und sehr viele Besucher auf deine Webseite zugreifen, kann es sein, dass der Server zusammenbricht und die Verbindung abreißt. Das ist dann aber ein allgemeines Hosting-Problem. Das hättest du auch, wenn du gute lange Blogbeiträge schreibst, die plötzlich beliebt werden. Dann hast du das gleiche Problem.

Welche Rolle spielt AI bei diesem Projekt?

Gerade beim Bau von Prototypen ist der Einsatz von AI natürlich sehr praktisch, weil man schneller Sachen bauen kann. Für das Polieren am Schluss und den finalen Schliff müssen natürlich die Entwickler ran. Für die Entwicklung von Prototypen ist AI natürlich ein tolles Hilfsmittel.

Welche AI-Tools setzt ihr ein?

Ich selber nutze sehr viel Cursor-AI, ansonsten ChatGPT und ab und zu Gemini. Aber wenn ich Code generiere, nutze ich den AI Code Editor Cursor.

Wie informierst du dich über neue Entwicklungen im Bereich AI?

Hier und da auf YouTube und manchmal über gute Artikel. Ich habe einige Leute in meinem Netzwerk, die gute Artikel teilen. Ich folge auch bestimmten Personen und nutze RSS-Feeds. So bekomme ich mit, wenn sie interessante Sachen schreiben. Ich nutze nicht nur ein Medium, denn schlaue Leute veröffentlichen ihre Sachen auf ganz verschiedenen Medien.

Nochmal zurück zu eurem Projekt. Wie wird es da weitergehen? Gleich findet die Präsentation statt. Wollt ihr an dem Projekt nach dem Hackathon weiterarbeiten?

Ja, das wird weitergeführt.

Und du bleibst weiter Teil des Projekts? Ihr löst euch nicht alle auf, sondern einzelne von euch werden weiter an dem Projekt arbeiten?

Dieses Jahr ging es vor allem darum, wie man Veranstaltungen auf der eigenen Webseite veröffentlichen kann und die dann automatisch im Fediverse verteilt werden.

Wir haben kein großes Ding gebaut, sondern wir haben viele vorhandene Bausteine zusammengesteckt und geschaut, wo die Zusammenarbeit gut funktioniert und wo noch Stolpersteine sind. Wir haben eine Menge Tickets eröffnet. So nach dem Motto: Schaut mal: Hier ist noch was kaputt  und hier fehlt noch eine Einstellung ...  In diesem Jahr haben wir keine großen Codemengen produziert, sondern wir haben die vorhandenen Projekte zusammengesetzt.

Jetzt sind wir wieder bei der persönlichen Ebene:  Jetzt kennen wir die Projekt-Leads und wissen, wen man wie ansprechen kann, wenn man mal eine Frage hat. Man  muss keine Support-Tickets aufmachen, sondern man kann direkt chatten und fragen.

Also Networking ist ein wesentliche Komponente bei Hackathon-Projekten?

Ja.

Vielen Dank, Ralf für das spannende Interview und noch viel Spaß auf dem CloudFest Hackathon.