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Wie wird man Teil des WordPress Projekts? Videointerview mit Birgit Olzem

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Wolf-Dieter Fiege

Wie kann man WordPress noch bekannter machen? Wie wird man Teil der WordPress Community?  Was ist ein Contributor Day und ein WordPress Meetup? Welche Fragen beschäftigen aktuell die Community? Wir sprachen dazu mit Birgit Olzem. Birgit ist Beraterin und Trainerin von WordPress. Sie ist seit Jahren aktiv in der WordPress Community mit dem Spezialgebiet Marketing für WordPress.

GoDaddy: Birgit, du bist Beraterin und Trainerin von WordPress. Du bist seit Jahren aktives Mitglied der WordPress Community mit dem Spezialgebiet Marketing. Könntest du uns etwas mehr zu deiner Rolle sagen?

Birgit: Sehr gern. Ich bin aktiv in der WordPress Community und möchte, dass die Community wächst. Und dazu gehört natürlich auch das Marketing. Dem entsprechend ist es wichtig, dass wir helfen, WordPress noch bekannter zu machen. Aber wir suchen auch nach Wegen, wie wir neue Leute ins aktive Geschehen mit einbinden und einbringen können. Das ist meine Mentoren-Rolle. Ich helfe Menschen, in die aktive Community zu kommen und ihren Bereich zu finden, um am WordPress Projekt mitzuarbeiten. WordPress ist ja Open Source, es kann jeder mitmachen.

GoDaddy: Es gibt aber auch Berührungsängste: Bringe ich die notwendigen Kompetenzen mit? Wieviel Zeit kostet mich das? Wie sprichst du die Leute an?

Birgit: Tatsächlich auf WordCamps. Es ist am einfachsten mit Menschen im Gespräch in Kontakt zu kommen. Es gibt einige, die sagen: „Ich würde ja gerne mitmachen, aber ich kann nicht programmieren.“ Und dann helfe ich ihnen einfach im Gespräch und frage: „Ok, was ist denn deine Stärke? Was würdest du den gerne machen?“ Oder: „Was machst du in deiner täglichen Arbeit? Welche Skills könntest du rein theoretisch mit ins Projekt einbringen?“ Und dann testen wir das einfach aus. Im Gespräch finden wir dann heraus, wo der beste Platz für diese Person ist. Aber das Problem ist, dass ich auf einem WordCamp natürlich nicht allein mit 3.000 Leuten sprechen kann. Wir haben es uns im Marketing-Team zur Aufgabe gemacht, auch Dokumentationen und Videos zu erstellen, um die Eintrittsschwelle so niedrig wie möglich zu machen.

GoDaddy: Wichtig ist ja auch, erst mal zu sehen, welches Spektrum die WordPress Community bietet. Denn es gibt ja völlig unterschiedliche Arten der Beteiligung: Es geht ja nicht nur um Programmierung, es geht um Marketing … Vielleicht kannst du mehr über die Möglichkeiten erzählen.

Birgit: Ja, es fängt an mit der Übersetzung von WordPress in eine andere Sprache …

GoDaddy: … die gesamte Übersetzungsthematik

Birgit: Ja, genau. WordPress ist ja ursprünglich in Englisch. Aber mittlerweile sind über 50% aller Installation nicht englisch. Die deutsche Übersetzung macht zum Beispiel 5,5% vom Gesamtvolumen der WordPress-Installationen aus. Deutsch liegt an zweiter Stelle der nichtenglischen Installationen. Das bedeutet, dass wir ein sehr großes Volumen an WordPress-Downloads in Deutsch haben. Dann haben wir WordPress in Deutsch auch noch mit formaler Ansprache, also in der Sie-Version. Das bedeutet: die deutsche Community übersetzt WordPress zweimal, einmal in der Du-Version und einmal in der Sie-Version.

GoDaddy: Und die Plugins …

Birgit: Ja, und dann kommen noch die Plugins dazu. Und die ganzen Texte der WordPress.org-Plattform. Die wird auch von unserer deutschsprachigen WordPress Community übersetzt.

GoDaddy: Das ist eine Arbeit, die größtenteils ehrenamtlich erfolgt, die sehr viel Zeit kostet. Und das wird ja sehr wenig honoriert.

Birgit: Ja, leider.

GoDaddy: Man muss ja auch unterscheiden. Besucher des WordCamps sind ja nicht unbedingt aktive Mitglieder der WordPress-Community. Sie interessieren sich lediglich für die Themen der Veranstaltungen. Die aktiven Mitglieder der WordPress-Community sind dagegen sehr viel weniger. Deine Hauptaufgabe besteht jetzt darin: Passive Besucher zu aktiven Mitglieder der Community zu machen.

Birgit: Genau, richtig.

GoDaddy: Der Contributor-Day ist ja ein fester Bestandteil von WordCamps. Je nachdem, ob es ein 1 oder 2-tägiges WordCamp ist, gibt es einen Contributor Day, der entweder vor- oder nachgelagert ist. Beim Contributor Day geht es ja vor allem darum, am WordPress-Projekt mit- und weiterzuarbeiten – in der unterschiedlichsten Art und Weise. Wie kann man diese Arbeit intensivieren?

Birgit: Unbedingt sollten die WordPress Meetup-Gruppen, die über ganz Deutschland verteilt sind, häufiger solche Contributor-Abende anbieten. Man sollte sagen: Ok, heute widmen wir uns der Mitwirkung am Projekt WordPress. Das ist schon mal der erste Punkt, weil die Meetup-Gruppen in der Regel monatlich stattfinden. Dann wäre es wünschenswert, wenn es die Meetup-Gruppen schaffen würden, zum Beispiel jeden zweiten Monat einen eigenen Contributor-Abend zu veranstalten. Contributor-Days/-Abende sind ja nicht zwingend an ein WordCamp gebunden. Sie finden meist in Kombination statt, weil dann alle auch eher bereit sind zu reisen. Es kostet ja auch Geld, irgendwo hinzufahren, um an einer Veranstaltung teilzunehmen. Man braucht auch Sponsoren, die Getränke und Verpflegung für solch einen Contributor-Day stellen. Es ist, wie du sagst, freiwillig. Es sind überwiegend Leute, die freiwillig zusammenkommen. Es sind Leute, die es in ihrer privaten Freizeit und mit privatem Geld möglich machen, dass WordPress-Projekt nach vorne zu bringen.

GoDaddy: Kannst Du etwas mehr zu den Meetups sagen, gerade was Sponsoren betrifft? Auf WordCamps gibt es ja eine ganze Reihe von Sponsoren – unter anderem GoDaddy, die wirklich alle WordCamps unterstützen, darunter sind einige große Anbieter von Plugins etc. Wie werden eigentlich Meetups finanziert? Also alles, was dazu gehört: von der Location bis zum Catering?

Birgit: Es ist so, dass die meisten Meetup-Gruppen tatsächlich die Möglichkeit haben, Räumlichkeiten kostenlos zu nutzen – oder es versuchen, dass das möglich wird. Ansonsten werden schon mal die Mietkosten auf Antrag von der WordPress Foundation übernommen. In Form einer Getränkepauschale lassen die Teilnehmer dann meist einen kleinen Obulus da, wenn Getränke gestellt werden. Jede Meetup-Gruppe kann das auch für sich selbst organisieren. Das basiert auch auf Freiwilligkeit. Es gibt Meetup-Gruppen, die haben regelmäßige Sponsoren, die zum Beispiel die Raummiete übernehmen und/oder Getränke stellen. Weil die Meetups meistens abends stattfinden, über einen Zeitraum von 2 – 2,5 Stunden, muss es keine große Verpflegung geben.

GoDaddy: Es stehen dann auch Räumlichkeiten zur Verfügung, da Büros in dieser Zeit zum Beispiel nicht genutzt werden.

Birgit: Richtig. Genau. Ich finde es auch wichtig, dass diese Meetup-Gruppen auch besucht werden. Da kann wirklich jeder hingehen. Egal, ob man sich nur ein kleines Hobby-Blog aufgebaut hat oder ob man WordPress wirklich professional nutzt. Die Vielfalt macht es aus.

GoDaddy: Du reist ja sehr viel und besuchst regelmäßig WordCamps – weltweit. Was sind für dich die aktuell wichtigsten Themen, die die WordPress Community bewegen?

Birgit: Also klar: aktuell ist es natürlich der neue Blog-Editor. Er ist in aller Munde. Alle sind gespannt, wie sich das weiterentwickelt.

Was aber die Community aktuell außerdem sehr stark beschäftigt, ist das WordPress-Governance-Projekt. Das heißt: Das WordPress Projekt mit seiner Open-Source-Philosophie basiert auf Freiwilligkeit. Aber WordPress ist so groß angewachsen, dass man nicht mehr weiß, wer ist für was zuständig ist. Wer sind die Stakeholder? Welche Usergruppen werden in welcher Form angesprochen? Und so weiter. Jetzt versucht eine Gruppe von Freiwilligen, das herauszufinden und zu dokumentieren. Wie sind die Hierarchie-Level? Wem gehört was? Man will einfach mal eine Transparenz schaffen. Das ist ein wichtiges Thema, das auch auf dem WordCamp Europe viele Leute beschäftigt hat.

Und natürlich die Frage: Wie geht es mit WordPress allgemein weiter? WordPress ist schon so groß. Wie können wir es noch weiter nach vorne bringen? Und wie können wir eine Lobby in der Politik schaffen? Denn bestimmt Entscheidungen in der Politik betreffen auch ein Open Source Projekt wie WordPress und die Nutzer dieses Open Source Projekts. Das sind zum Beispiel die Punkte, Privacy, Sicherheit und Datenschutz. Da werden in der Politik Entscheidungen getroffen und das WordPress Projekt hat aktuell keine Fürsprecher in dieser Entscheidungsfindung. Es gibt da Überlegungen, wie wir das hinbekommen?

Das sind die großen Themen, neben den üblichen Themen wie Plugins und WordPress Updates.

GoDaddy: Vielen Dank für das Gespräch.

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