Wer bist du und was machst du mit WordPress?
Mein Name ist Sandra Youssef. Ich arbeite bei Biofaction, das ist eine Wiener Forschungs- und Wissenschaftskommunikationsfirma und wir sind der Kommunikationspartner für EU-Forschungsprojekte. Ein großer Teil unserer Arbeit sind Webauftritte. Social Media machen wir auch. Und bei unseren Webseiten und bei Website-Projekten arbeiten wir hauptsächlich mit WordPress.
Bist du schon vor deiner Arbeit bei Biofaction mit WordPress in Kontakt gekommen? Hast du zuvor schon mit anderen CMS gearbeitet? Oder bist du erst im Rahmen deiner Arbeit bei Biofaction mit WordPress konfrontiert worden?
Es war wirklich das erste Mal, dass ich mit WordPress in Kontakt gekommen bin. Ich habe früher, in HTML-Tagen, ein bisschen mit HTML, Dreamweaver und solchen Sachen gearbeitet, auch ein wenig mit Joomla und anderen CMS, aber WordPress ist das Tool, das wir in der Firma nutzen, sowohl für unsere eigene Webseite, als auch für die Webseiten von Forschungsprojekten. Da bin ich komplett quer eingestiegen.
Bist du hauptsächlich für das Content-Management zuständig oder entwickelst du auch die Webseiten? Machst du z.B. Designanpassungen, erstellst neue Landingpages oder bindest neue Funktionen in die Webseite ein?
„Wir machen alles in-house.“
Das ist natürlich ein spezifisches Ökosystem, weil es um Forschungsprojekte geht. Es geht nicht darum, neue Klienten zu gewinnen oder Produkte zu entwickeln und zu vermarkten. Bei uns geht es hauptsächlich darum, für die Öffentlichkeit, interessierte Stakeholder und Forscher, alles das zu präsentieren, was in dem jeweiligen Forschungsprojekt gemacht wird. Bei uns geht es vornehmlich um Struktur und Content.
Wie viele verschiedene Webseiten betreust du?
Das sind so viele, wie es Forschungsprojekte gibt. Die Webseiten bestehen ja teilweise noch für eine Zeit, selbst wenn die Forschungsprojekte abgeschlossen sind. Das sind ín der Zeit, in der ich bei Biofaction bin, 7 verschiedene Webseiten und über 10 Forschungsprojekte.
Wie war das, mit WordPress in Kontakt zu kommen? War die Arbeit mit WordPress für dich als Quereinsteigerin einfach und leicht verständlich?
Ich hatte vorher ja nur Kontakt mit HTML, Dreamweaver und so. Wenn man dann praktisch in einer komplett neuen Internetgeneration wieder neu einsteigt, mit Web-Content und Web-Development, dann war das schon etwas ganz anderes für mich, z.B. die Funktionen Posts vs. Pages. Welche Form verwenden wir für welche Seiten und welche Strukturen?
Ich kannte WordPress privat eher aus der Blog-Anwendung, z.B. von Autoren, die sich gerne auf Blogs darstellen, Food-Blogger und so. Ein Web-Projekt für eine Firma oder ein Forschungsprojekt war für mich am Anfang zwar ein bisschen schwierig, aber wenn man einmal in die Fachsprache und die Fachbegriffe hineingekommen ist (Was bedeutet was?), geht es eigentlich ziemlich zügig.
Wie groß ist das Team, in dem du arbeitest?
Das ist eher klein. Wir sind zur Zeit 5 Leute. Natürlich kommen dazu noch Externe, die hinzugezogen werden, wenn wir zum Beispiel in spezifischen Feldern weitere Expertise brauchen. Wir machen irrsinnig viele Sachen, nicht nur die Webseiten. Wir machen zum Beispiel auch Events, Museumsexponate, Handy Spiele und haben auch schon Bücher rausgebracht. Es geht wirklich darum, eine Gesamtkommunikation bzw. passende Kommunikationskanäle anzubieten. Die Webseiten sollen dazu dienen, dass alles, was in dem jeweiligen Forschungsprojekt gemacht wird, transparent für die Öffentlichkeit ist. Social Media kommt und geht, aber unsere Webseiten sollen als Archive funktionieren, um transparent zu machen, wofür die Forschungsgelder genutzt werden. Das ist sehr wichtig.
Ihr präsentiert EU-Projekte. Gibt es für deine Arbeit besondere Anforderungen, die sich von normalen Unternehmensseiten unterscheiden? Zum Beispiel was Sicherheit, Usability oder die Informationsaufbereitung betrifft?
„Ein ganz großes Thema ist natürlich die DSGVO. Die muss zu 100% eingehalten werden.“
Da kann es auch keine Leaks geben. Wir können zum Beispiel nicht einfach irgendein Plugin benutzen. Wir müssen wirklich klären: „Welche Plugins dürfen wir benutzen? Welche Plugins sind legitim?“ Denn wir versuchen, so wenig Daten von den Usern zu sammeln, wie möglich. Obwohl wir auch gerne den Erfolg unserer Seiten messen würden. Das war für mich ein Thema in dem Workshop, in dem wir uns gestern kennengelernt haben. Ich wollte wissen, was es eigentlich für Alternativen zu Google Analytics gibt? Wie kann man Erfolg messen, mit Tools, die DSGVO konform sind und uns die Infos geben, die wir brauchen.
Zum Thema DSGVO. Gibt es ein Audit, das zum Beispiel bestätigt, dass eure Webseiten DSGVO konform sind?
Da kommt es darauf an, ob wir die Webseiten entwickeln oder ob ein anderer Partner das für das Projekt macht. Denn die DSGVO-Verordnungen sind teilweise unterschiedlich. Je nachdem, in welchem Land man ist. Die DSGVO gilt natürlich europaweit, aber es gibt auch spezielle länderspezifische Richtlinien, die von Land zu Land verschieden sind. Wenn die Webseite von uns gemacht wird, muss sie auch mit den österreichischen Richtlinien übereinstimmen. Das betrifft zum Beispiel die Impressumsseiten. Da müssen bestimmte Standards eingehalten werden. Wenn wir beispielsweise einen Partner in Frankreich haben, der die Webseite hostet, wir aber die Seiten bearbeiten, sind diese ein bisschen anders aufgebaut, was das Impressum betrifft.
Entwickelt ihr auch Webseiten, die dann übersetzt werden und anschließend in anderen Ländern und in einer anderen Sprachversion zur Verfügung stehen?
Das ist etwas, was wir weniger machen. Die Hauptsprache ist Englisch. Das gilt praktisch für alle unsere Seiten. Manchmal wünscht sich aber ein Partner oder Projektleiter, dass Videos in verschiedenen Sprachen untertitelt werden. Dann übersetzen wir die Videos dann tatsächlich intern, also intern im Projekt.
„Der große Unterschied bei Forschungsprojekten ist, dass man nicht so viel Budget hat, um es für externe Contracts ausgeben zu können.“
Wir haben zum Beispiel dann Forscher oder andere Projektmitglieder in den verschiedenen Ländern, die neben ihrer Arbeit dann Untertitel übersetzen oder übersetzte Untertitel korrigieren. Und bei größeren Texten, zum Beispiel, lassen wir dann Experten übersetzen oder darüber lesen. Aber das ist ja auch ein Arbeitsprozess, der sich mit KI schon in einer Veränderung befindet.
Der zweite große Punkt, abgesehen von DSGVO und dem Thema Userdaten, ist, dass man bei Forschungsprojekten auch auf eine gewisse Art Übersetzer spielen muss. Das ist eine große Sache. Der Content muss spezifisch genug sein, für andere Forscher und für andere Unis, die sich unsere Webseite anschauen. Und aber auch allgemein zugänglich. Das ist eine von den Hauptaufgaben, die man in der Wissenschaftskommunikation hat.
Du arbeitest jetzt schon lange mit WordPress. Gibt es etwas, dass du dir von WordPress wünschst, zum Beispiel bestimmte Funktionen, die deine Arbeit betreffen? Etwas, von dem du sagen würdest: „Das fehlt mir. Und es wäre sehr chic, wenn ich da was hätte, weil es mir die Arbeit erleichtern würde.“
Für mich ist es eine Frage des allgemeinen Verständnisses von WordPress, weil ich bisher nicht so viel Zeit hatte, mich intensiv damit zu beschäftigen. Deswegen bin ich auch beim WordCamp dabei, um ein bisschen mehr über WordPress zu lernen. Für mich sind das zum Beispiel Fragen wie:
„Wie kommen wir mit den Bottlenecks zurecht? Was machen wir mit Rich Media?“
Als Kommunikationsfirma arbeiten wir viel mit Grafik und Film und haben manchmal Probleme mit dem Page Speed. Sind die Probleme serverseitig oder WordPress-seitig? Liegt das an den Rich Media-Inhalten? Oder liegt das vielleicht an einem Plugin, das wir verwenden?
Wie bewertet man ein Plugin? Wir machen uns dann auf die Suche und schauen: ob dieses Plugin empfohlen wird und wie es bewertet wird. Aber wenn soundso viele Leute es mögen und soundso viele Leute es nicht mögen, dann muss man eben selbst entscheiden. Wir müssen diese Entscheidung dann aus einer Nicht-Experten-Position heraus treffen. Und das ist schwierig.
Natürlich wäre es gut, wenn wir einen WordPress-Experten an Bord holen könnten, der darüber schauen könnte, bevor ich das Plugin zum Beispiel dem Chef empfehlen sollte.
Das ist bestimmt eine gute Idee. An wen wendet ihr euch, wenn ihr Fragen zu WordPress habt? Gibt es externe Lieferanten, die euch helfen, Agenturen zum Beispiel?
Wir machen das über unseren Internet-Service-Provider.
„Wir haben einen sehr guten Provider, mit dem wir schon lange Jahre gute Erfahrungen gemacht haben. Die bieten auch Support.“
Die haben zum Beispiel auch ein One-Click-WordPress-Hosting-Setup, das alles erleichtert. Die helfen uns tatsächlich aus. Die haben uns z.B. auch auf Plugins hingewiesen, die nicht mehr geupdatet werden. Da habe ich mir gedacht: Danke und Hut ab, dass ihr euch so reingehängt habt. Wir machen das tatsächlich über unseren Internet-Hosting-Provider. Gibt es da andere Optionen?
Das ist die Frage. Wenn man jemanden aus der Community findet, der oder die in dem entsprechenden Thema Spezialistin oder Spezialist ist, ist das natürlich toll. Aber das nicht immer einfach, herauszufinden. Da braucht man die "Connections" und das ist für viele Anwender ein Problem. Man kann das natürlich auch in die Community hineingeben und hoffen, dass sich dann jemand darum kümmert. Aber das ist natürlich kein dedizierter Support.
„Es hat mich sehr happy gemacht, dass ich persönlich beim WordCamp dabei war, denn ich habe ein Gefühl dafür bekommen, wie freundlich und hilfsbereit alle sind.“
Man kann wirklich mit jeder Frage kommen. Das ist schon cool. Man kann sagen: Ich habe da so eine blöde Frage, bitte beantwortet sie. Ich habe gemerkt, dass Leute aus den verschiedensten Niveaus dabei waren. Da braucht man sich nicht schlecht fühlen. Ich bin auch in ein paar Developer-Talks gesessen und habe mir gedacht: Okay, gut, sehr interessant. Das wäre was zum Lernen.
Vielen Dank für das Interview Sandra und noch viel Spaß auf dem WordCamp Vienna.
Sandra YOUSSEF ist studierte Anthropologin mit dem Fokus auf Technologie und neuen Medien. Als erfahrene Reisende, Redakteurin und Übersetzerin hat sie in den USA, Kanada und Japan gelebt und gearbeitet. Ihre Forschungsinteressen umfassen die Interaktion zwischen Individuen, soziokulturellen Gruppen und technologischen Systemen. Bei Biofaction arbeitet sie an der Wissenschaftskommunikation und dem Schnittpunkt zwischen Wissenschaft und Gesellschaft mit öffentlichen Engagement- und Beteiligungsformaten.