Welche Rolle spielt der neue WordPress Editor bei der Entwicklung von WordPress Enterprise-Lösungen? Wie geht es weiter mit dem WordPress Gutenberg Projekt? Wann wird WordPress multilingual und wie funktioniert MultilingualPress? Wir sprachen dazu mit Robert Windisch, CIO der WordPress Agentur Inpsyde und Localmanager für WordPress Germany.
GoDaddy: Gutenberg ist ja eine, wenn nicht die zukunftsweisende Entwicklung bei WordPress. Wie hat die Entwicklung von Gutenberg und WordPress 5 euch als Entwickler von WordPress Enterprise Lösungen berührt? Spielt Gutenberg da überhaupt eine Rolle?
Robert: Gutenberg ist wie Gravitation. Es ist einfach da. Du kannst Gutenberg nicht entkommen. Man arbeitet damit, wie man auch mit Gravitation arbeitet, seitdem Gutenberg final ist. Vorher wurde das immer vor sich hergeschoben. Im Frühjahr 2018 wurde auf dem WordCamp Europe angekündigt, dass Gutenberg im August oder September veröffentlicht werden soll. Es ist dann der Dezember geworden. Weil Gutenberg so neu ist, wurde da sehr viel noch mal durchgeschüttelt. Es gab positive Stimmen und es gab negative Stimmen. Die negativen Stimmen sind normalerweise natürlich immer lauter. Es gab auch sehr viel, auch berechtigte Kritik an Gutenberg.
Seitdem Gutenberg final ist, gibt es für uns aber keinen Weg mehr an Gutenberg vorbei. Neue Projekte überprüfen wir praktisch sofort auf deren Kompatibilität mit Gutenberg. Wir fragen dann: Gibt es einen Grund, Gutenberg nicht zu benutzen? Unser normaler Weg ist aber per default Gutenberg. Gutenberg ist der Standard, sobald irgendetwas mit dem Editor zu tun hat. Weil Gutenberg noch auf Jahre dableiben wird. Was bei anderen Lösungen, die jetzt im Page-Building-Bereich eingesetzt werden, nicht 100% gesichert ist.
Die Entwicklungsgeschwindigkeit von Gutenberg ist sehr hoch. Meine Kollegen müssen da sehr am Ball bleiben, um zu verfolgen, was Neues dazu kommt, welche neuen Funktionen verfügbar sind. Wir haben Funktionen, die wir für Kunden extra gebaut haben und kurze Zeit später gab es eine ähnliche Funktion oder einen ähnlichen Block im Wordpress Core. Das sind halt Dinge, die sehr schnell passieren.
GoDaddy: WordPress hat eure Lösungen damit praktisch überholt
Robert: Ja, aber das ist normal. Wir finden das auch toll. Durch die Geschwindigkeit, die die WordPress-Community hat, haben wir den Vorteil, dass wir nur noch darauf aufbauend Dinge tun müssen. Wir müssen zum Beispiel keinen Page Builder mehr bauen. Wir müssen uns auch nicht auf einen anderen Page Builder verlassen, sondern wir nehmen den, der ein aktiver Bestandteil des Ecosystems ist. Der wird nicht von einer Firma betreut, die auf einem bestimmten Businessmodell aufbaut, das zum Beispiel darauf ausgerichtet ist, dass man diesen Editor kaufen muss oder Ähnliches. Gutenberg ist jetzt Teil des WordPress-Ecosystems und deshalb arbeitet die komplette WordPress Community daran.
GoDaddy: Der neue WordPress Editor ist ja nur der erste Schritt des Gutenberg-Projekts gewesen. In der nächsten Stufe wird es um Plugins und Widgets gehen. Ihr seid ja auch in diesem Bereich unterwegs und entwickelt eigene Plugins. Insofern wird das zusätzlich noch mal interessant für euch.
Robert: Genau. Die Phasen, die du ansprichst sind der Gutenberg Editor. Das war die Phase 1 auf der Roadmap, wie das Ende letzten Jahres von Matt Mullenweg in seiner State of the word noch mal verdeutlicht wurde. In Phase 2, an der gerade gearbeitet wird, werden die Funktionen von Gutenberg auf den Bereich der Beitragserstellung erweitert, um dem Benutzer die Möglichkeit zu geben, die gesamte Seite in Gutenberg zu verwalten. Das betrifft auch die Bereiche: Menü und Widgets. Das sind Funktionen, die essentiell sind für eine Content-getriebene Seite. Diese Bereiche sollen mit Gutenberg – oder besser gesagt, mit dem neuen WordPress-Editor, kompatibel sein und diesen unterstützen. Gutenberg ist nur der Codename, in WordPress heißt er es der New Editor. Ziel ist es, dass der User alle Seite, alle visuellen Aspekte der Seite, über diesen Editor bearbeiten kann. Das ist noch ein langer Weg, bis das erreicht ist. Sobald das geschehen ist, und die WordPress-Community arbeitet sehr aktiv daran, startet die Phase 3. Dabei geht es um Folgendes: Aktuell kann nur eine Person an einem Beitrag arbeiten. Wenn eine zweite Person den Beitrag gleichzeitig bearbeiten möchte, bekommt diese Person die Meldung, dass bereits XY daran arbeitet. Entweder kann man die Bearbeitung dann übernehmen oder man lässt es. Die Idee von Phase 3 ist, Kollaboration zu ermöglichen. Die Benutzer sollen dann in der Lage sein, kollaborativ an einer WordPress-Seite, bzw. an einem WordPress-Beitrag zu arbeiten. Das ist etwas gänzlich Neues, was in Phase 3 kommen soll. In Phase 4 soll dann die Mehrsprachigkeit in den WordPress-Core geholt werden. Was für eine WordPress Community Deutschland natürlich sehr interessant ist. Das, was bisher durch Plugins gelöst werden musste, wird durch den Core abgelöst. Das heißt natürlich für uns, die wir ein Mehrsprachigkeits-Plugin herstellen, betreiben und maintainen, dass wir prüfen müssen, in wie weit wir da noch gebraucht werden. Wird unsere Lösung dann noch gebraucht?
GoDaddy: Seid ihr in die Entwicklung des Gutenberg-Projekts eigentlich involviert?
Robert: Die Phase 4 liegt noch sehr weit in der Zukunft. Wir hatten letztes Jahr auf dem WordCamp US, als das vorgestellt wurde, auch Gespräche dazu. Ich hatte auf dem WordCamp in Helsinki dieses Jahr auch ein Interview dazu. Was bedeutet Phase 4? Was bedeutet Phase 4 für unser Unternehmen? Dazu muss ich sagen, dass unser Plugin sehr speziell ist. Unser Plugin MultilingualPress https://multilingualpress.de/zielt auf den fortgeschrittenen User, der näher am Core bleiben möchte.
Aktuell gibt es zwei verschiedene Lösungen, wie man das Problem mit der Mehrsprachigkeit in WordPress lösen kann: Man kann einerseits die Funktionen von WordPress extrem aufbohren. Dabei werden auch neue Tabellen in WordPress angelegt. Für Einsteiger ist das der Weg, das zu tun. Dazu gibt es auch Plugins, deren Hersteller auch auf den WordCamps ausstellen.
Unsere Lösung verfolgt den Ansatz, mehr Arbeit dem WordPress Core zu geben, denn der kann das. Wir konzentrieren uns nur auf die verknüpfende Tätigkeit, indem wir dem User assistieren, das zu tun. Deswegen ist unsere Lösung auch so performant. Performance ist bei uns kein Codestück, das wir eingebaut haben, sondern wir stehen mit unserem Plugin dem WordPress-Core einfach weniger im Weg, als die anderen Lösungen.
GoDaddy: Ihr nutzt quasi die Möglichkeiten des WordPress-Core
Robert: Ja genau, wir nutzen die Möglichkeiten, die uns gegeben werden und fügen unsere Sachen nur da hinzu, wo es nicht anders geht - wo wir gebraucht werden. Dadurch sind wir die Status-quo-Lösung auch für andere Enterprise-Agenturen und für große Firmen, die darauf aufbauen wollen. Selbst Core-Leute sagen, dass wir die einzige wirklich gesunde („sane“) Möglichkeit bieten, Mehrsprachlichkeit mit WordPress umzusetzen. Wir freuen uns aber sehr, dass Mehrsprachigkeit in den Core kommt. Unsere Lösung ist eher dazu gedacht, einen globalen Markt zu haben. Das man Länder hat, in denen einzelne Länderverantwortliche selbst über ihre jeweilige Seite verfügen können. Und die dann auf ihrer Seite Dinge tun können, ohne z.B. mit der Abteilung, die für eine andere Sprache zuständig ist, reden zu müssen. Und das sind Anforderungen, die andere Plugins schwerer erfüllen können, weil sie dafür nicht gedacht sind. Wir dagegen nutzen die Mehrinstanzenfähigkeit (Multisitefunktion) von WordPress und bauen darauf auf. Wenn die Phase 4 des Gutenberg-Projekts startet, werden wir schauen, wie wir helfen können. Aber wir sind selbst weniger davon betroffen, denn selbst wenn Phase 4 (Mehrsprachigkeit) im Core ist, wird es weiter internationale Seiten geben, wo die Verantwortlichen für verschiedene Sprachen oder Ländern ihre eigenen Bereiche brauchen. Das heißt: die Multisitefunktion, von der ich gesprochen habe, bleibt weiter erhalten. Auch unsere Funktion, mit der wir die Leute unterstützen, wie Sprachverknüpfungen und Ähnlichem, wird erhalten bleiben. Wir haben da eine komfortablere Position als die anderen.
GoDaddy: Vielen Dank Robert für das Gespräch.
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